Gegen den Zweifel II / Über den Zweifel (hinweg?)

 
 
Jedes neue Buch
bringt neue Zweifel hervor!
Immer dieselben?
 
 
*
 
 
Immer andere!
Doch jedes einzelne Wort
enthält: den Zweifel!
 
 
*
 
 
Fast jedes Gedicht
erzählt eine Geschichte:
über den Zweifel!
 
 
*
 
 
Wozu noch dichten?
Wieso gerade dieses
Wort? fragt der Zweifel.
 
 
*
 
 
In die Verzweiflung
trieb mich der Zweifel! Zweifel –
woran zweifelst du?
 
 
*
 
 
Kannst du nicht still sein?
Die Worte fließen lassen –
wohin sie wollen?
 
 
*
 
 
Manchmal brauchst du mich!
entgegnet der Zweifel. Du
rufst mich doch – hervor!
 
 
*
 
 
Dein alter ego
bin ich, dein anderes ich:
dein selbstkritisches!
 
 
*
 
 
Nun gut, das bist du,
gebe ich zu. Doch kannst du
nicht einmal schweigen?
 
 
*
 
 
Kannst du nicht warten,
bis ich dich einmal rufe?
Nein, das kann ich nicht!
 
 
*
 
 
Ich prüfe jedes
deiner Worte! Ich prüfe
jedes neue Buch!
 
 
*
 
 
Nun gut, so sei es!
gebe ich mich geschlagen.
Tu, was du tun mußt!
 
 
*
 
 
Ein zäher Bursche,
dieser Zweifel! Fast könnte
man ihn bewundern!
 
 
*
 
 
Auf einmal schweigt er,
zieht sich beleidigt zurück –
hinter die Worte!
 
 
*
 
 
Zickiger Zweifel!
Fast unberechenbar – doch
kein Fähnchen im Wind!
 
 
*
 
 
Er zieht sich zurück
und läßt mich einfach schreiben –
was immer ich will!
 
 
*
 
 
Dann aber rufe
ich ihn. Ich brauche dich doch!
rufe ich ihm zu.
 
 
*
 
 
Brauchst du mich wirklich?
zweifelt der Zweifel. Wozu
brauchst du mich denn noch?
 
 
*
 
 
Ich brauche dich, um
dieses Gedicht zu schreiben –
über den Zweifel!
 
 
*
 
 
Dafür bin ich gut
genug, bringt er noch hervor –
ehe er verstummt.
 
 
*
 
 
Ein stummer Zweifel?
Was fange ich damit an?
Gebe ich ihn auf?
 
 
*
 
 
Fürs erste gebe
ich ihm die Aufmerksamkeit,
die er benötigt!
 
 
*
 
 
Doch dann vergesse
ich ihn – eine Zeitlang – und
schreibe – was ich will!
 
 
*
 
 
Was will ich schreiben?
Zweifelsohne ein Gedicht
über den Zweifel!
 
 
*
 
 
Du drehst dich im Kreis,
bemerkt der Zweifel. Du drehst
dich – nur noch um mich!
 
 
*
 
 
Na und, sage ich.
Ich gehe dir auf den Grund!
Ich ergründe dich!
 
 
*
 
 
Na und zu sagen –
das ist doch schon ein Fortschritt!
Ich schreibe weiter!
 
 
*
 
 
Trotz meines Zweifels
– oder dank meines Zweifels –
schreibe ich weiter!
 
 
*
 
 
Denn aufzugeben
wäre das Letzte, das er
ertragen könnte!
 
 
*
 
 
Du willst aufgeben?
Höre ich ihn schon höhnen.
Nein, das will ich nicht!
 
 
*
 
 
Ich will den Zweifel
in mein Werk integrieren –
wie in mein Leben!
 
 
*
 
 
Ich will ihm zeigen,
daß er mir willkommen ist:
Manchmal! Dann und wann!

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 

 
 
 
 

 
 
Hannah

17.9.2018

6 Kommentare

Eingeordnet unter Allgemein

6 Antworten zu “Gegen den Zweifel II / Über den Zweifel (hinweg?)

  1. ich mag meinen zweifel, er bringt mir viel gutes.

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    • p.s.: das hier, das nachdenken über den zweifel hat nachgewirkt. ich kenne auch den zweifel, der abhält, schmerzt und alles andere als wohl tut. das möchte ich noch ergänzen, diese andere seite.

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      • Danke dir vielmals für deine beiden Kommentare, liebe Wolkenbeobachterin!
        Ja, eigentlich kann man die vielen verschiedenen und vollkommen unterschiedlichen Arten und Aspekte des Zweifels und Zweifelns gar nicht alle über einen Kamm scheren … Es gibt solche, die einen weiterbringen und solche, die einen behindern und hemmen (nämlich die Zweifel am eigenen Wert).
        Jedenfalls wurde mir gestern nacht während des Schreibens klar, daß es eben auch wichtige und wertvolle Arten und Weisen des Zweifels gibt und daß mir diese (immer mal wieder …. ; ) auch sehr willkommen sind … ! ; )
        Viele liebe Grüße, Hannah

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  2. Hinter jedem Zweifel liegt eine verborgene Gewissheit liebe Hannha. Zwei-fel bringt das zum Vorschein, was man wirklich will. Diesen „wahren Willen“ entdeckt zu haben und ihn dann ohne wenn und aber zu tun, das löst die Ver-zwei-fel-ung auf. Man kann nur einen Königsweg gehen, nämlich den eigenen. Klar, ist der nicht ohne Niederlagen zu gehen. Nur die Feigen vermeiden das. Ein Künstler (Stern) geht seinen Weg, und stört keinen anderen Stern dabei, wiederum den seinigen zu gehen. Ich möchte auch niemanden mit meinen Idealen überfahren, und doch passiert es immer mal wieder, dafür bitte ich um Entschuldigung. Machs gut Hannah. 😉

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    • Lieber Siegfried,
      nein, ich denke nicht, daß jeder Zweifel das zum Vorschein bringt, was man wirklich will.
      Das Thema Zweifel ist aber zu komplex, um es hier erschöpfend abzuhandeln.
      Ich weiß nicht recht, ob wir überhaupt dasselbe darunter verstehen, ich denke, eher nicht …
      Du malst, ich schreibe, jeder geht seinen Weg …
      Und wenn dich beim Malen niemals Zweifel behindern, dann freut mich das für dich … ! ; )
      Mich behindern sie zwar zuweilen schon, aber ich verfolge dennoch meinen Weg …
      Wie dem auch sei, danke dir für deinen Kommentar, lieber Art of Arcis!
      Herzliche Grüße, Hannah

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