ts August 2017
I
Goldener Morgen.
Ein frischer, herbstlicher Wind.
Raschelnde Blätter.
*
Die leise Musik
von nebenan. Der Hahn kräht.
Das Geschirr klappert.
*
Alltagsgeräusche,
beruhigend, lindernd, leise
dringen sie ans Ohr.
*
Die Fensterläden
öffnen sich – klappernd. Du singst.
Leise rauscht der Wind.
*
Ihr seid unterwegs,
kauft ein fürs Mittagessen –
beim schönen Metzger.
*
Bald kehrt ihr zurück.
Bald schallen eure Stimmen
durchs Haus: fröhlich. Hell!
II
Wenn ich heute nacht
allein sein muß, finde ich
einen ruhigen Ort!
*
Ruhige Orte gibt
es zur Genüge: dort, im Wald,
unter den Sternen!
*
Goldener Morgen.
Der Wind rauscht durch den Kirschbaum.
Die Blätter tanzen!
*
Und der Sommer neigt
sich dem Ende zu. Die Luft
schmeckt bereits nach Herbst!
*
Nun kehrt ihr zurück.
Das Haus füllt sich mit euren
Stimmen – und mit Licht!
*
Habt ihr den schönen
Metzger gesehen? Ja doch!
Wie jeden Morgen!
III
Später in der Bar
seht ihr weitere schöne
Menschen. Ich schreibe.
*
Ich sehe sie nicht.
Ich muss sie auch nicht sehen.
Ich muss nur: schreiben.
*
Die Bar lasse ich
links liegen. Ich sehe nur:
goldene Blätter.
*
Bald gibt es Essen.
Bald lachen, spielen, kreischen
unsere Kinder.
*
Immer noch: Musik.
Immer noch: die Geräusche
gelebten Lebens!
*
Will ich allein sein?
Nein. Euren Stimmen lausche
ich heute – gerne!
Hannah
12.8.2017
Eingeordnet unter Allgemein
Funkelnde Sterne
über dem Wald. Was fehlt mir?
Nur Stille. Stille!
*
Ständig die Stimmen,
die mir dazwischenfunken!
Was fehlt? Die Stille!
*
Nur in der Stille
kann ich ich selbst sein. Was fehlt?
Ein Ort der Stille!
*
Ihr plaudert, ihr lacht –
Ich sehne mich nach Stille!
Weshalb bin ich hier?
*
Zum Schreiben bin ich
hier! Zum Schreiben geboren –
und nicht zum Plaudern!
*
Die Sterne funkeln
über dem nächtlichen Wald!
Die Sterne schweigen!
*
Könnt ihr nicht still sein?
Nicht schweigen? Nicht einmal nachts?
Könnt ihr nicht schlafen?
*
Seht ihr die Sterne
funkeln? Seht ihr den Mond? Spürt
ihr die Dunkelheit?
*
Es dunkelt bereits
und die Sterne funkeln still
durch eure Worte.
*
Was unterscheidet
das gesprochene von dem
geschriebenen Wort?
*
Nur dies: die Stille,
die die Sterne sacht umfaßt,
dort, über dem Wald!
*
Meine Sehnsucht wächst
bis in den nächtlichen Wald!
Sie gilt: der Stille.
*
Endlich wird es still.
Jemand gähnt. Endlich schlaft ihr –
und die Nacht – erwacht.
*
Glänzend erwacht sie –
in all ihrer Herrlichkeit!
In aller Stille.
*
Die Sterne schweigen.
Die Dunkelheit schweigt. Mein Kind
ruft nach mir. Mami!
*
Legst du dich zu mir?
Allein schlafe ich nicht ein!
Ja, ich komme gleich!
*
Die Worte schwinden.
Bald hüllt die Stille mich ein
wie ein Federbett.
*
Die große Tochter
taucht plötzlich auf. Sie möchte
mir etwas sagen:
*
Ich hab so ne App,
damit kann man die Sterne
fotografieren!
*
Mit diesen Worten
entschwindet sie nach draußen –
und das Kind erwacht!
*
Kinder, die Stille
brauche ich, um zu atmen!
Braucht ihr sie denn nicht?
*
Nein, ihr braucht sie nicht!
Vielleicht, wenn ihr größer seid?
Wir werden sehen!
*
Nun hüllt mich die Nacht
in ihr funkelndes Schweigen –
nur die Türe knarrt.
*
Die Böden knarzen,
die Grillen zirpen. Ein Kind
beginnt zu weinen.
*
Es ist nicht mein Kind,
das weint! Es ist nicht mein Wort,
das ich nun schreibe!
*
Ich schreibe nichts mehr.
Im Traum erfüllt mich: Stille –
und mein Wort – erwacht!
Hannah
12.8.2017
Eingeordnet unter Allgemein