Sieh: jedes Gedicht
hat ein Ende, einen Punkt –
wie auch jedes Buch!
*
Jeden Tag stirbst du,
mein Wort, meine Seele – und
erfindest – dich: neu!
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Ich erfinde nichts!
ruft mein Wort, meine Seele!
Ich finde mich: vor!
***
Doch, du erfindest
dich! Was du vorfindest, das
erfindest du: selbst!
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Darum geht es nicht!
ruft mein Wort, meine Seele,
darum ging es – nie!
*
Erfandest du denn
den Tag, der dein Wort gebar?
Wann war dieser Tag?
***
Nein, es war die Nacht,
die meine Worte gebar!
Die dunkelste Nacht!
*
Die Dunkelheit war
es, die die Worte gebar!
Die dunkelste Nacht!
*
Ja, es war die Nacht!
spricht das Wort meiner Seele.
Die dunkelste Nacht!
***
Und die Nacht wird es
sein, die all deine Worte
einst beenden wird!
*
Die Nacht wird es sein,
die unter deine Worte
den Punkt setzen wird!
*
Bis dahin aber
schreibe, mein Herz! Schreibe nun:
im Herzschlag der Nacht!
***
Im Herzschlag der Nacht
wie auch im Licht des Morgens
schreibst du nun, mein Herz!
***
Kümmere dich nicht
um den Punkt, um das Morgen!
Sei unbekümmert!
*
Nicht um das Morgen
sollst du dich kümmern! Nur um
diesen Morgen, Herz!
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Kümmere dich nicht
um die Punkte, die du einst
setzen mußt – und wirst!
***
Zwei Verse fehlen!
Ich setze sie nun: ins Licht
des frühen Morgens!
*
Dann aber setze
ich endlich: den Punkt – unter
diese Gedichte!
Hannah
22.9.2018